Der Mörder von Hartmut Balzke: Dirk Quiatkowski

Am 25. Januar 2003 wurde Hartmut Balzke zusammen mit seinem Begleiter in der Triftstraße in Erfurt von mehreren Neonazis angegriffen. Sie prügelten auf die beiden ein, die sie als politische Gegner ansahen und den Punks zurechneten. Hartmut Balzke verstarb am 27. Januar 2003 an seinen Verletzungen, sein Begleiter überlebte schwerverletzt. Der Hauptangreifer und Mörder von Hartmut Balzke wurde erst fünf Jahre später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Bis heute bewegt sich der Mörder Dirk Quiatkowski im Erfurter Neonazimilieu und zeigt seine Gewaltbereitschaft immer wieder.

Der Mord an Hartmut Balzke

In der Tatnacht vom 25. Januar 2003 suchte Dirk Quiatkowski zusammen mit seinem Begleiter Andreas Beck einige Punks in einer nahegelegenen WG auf. Diese feierten und tranken zusammen in der Wohnung. Quiatkowski und sein Begleiter forderten die Punks auf, sie sollen auf die Straße kommen um sich zu prügeln. Als diese nicht weiter daraufeingingen, verschwanden Quiatkowski und Beck in die Triftstraße, wo sie das Lokal „Werners Billard Pub“ aufsuchten. Diese Kneipe war bereits Ende der 90er Jahre und Anfang der 2000er als Treffpunkt der Neonaziszene in Erfurt bekannt.

Neonazidemo am 23. März 2002 in Erfurt

Nachdem ein Großteil der Erfurter Punks auf dem Weg ins AJZ in der Vollbrachtstraße in eine Auseinandersetzung mit den Neonazis gerieten und sich diese in den Pub zurückzogen, erwischte die ganze Brutalität der Neonazis Hartmut Balzke und seinen Begleiter, welche als Nachzügler ebenfalls ins AJZ wollten. Mehrere Neonazis griffen die beiden. Darunter Dirk Quiatkowski, Andreas Beck (geb. 10.12.1982), Heiko Löber (geb.19.08.1981) und Ronny Schneider (geb. 07.02.1984). Dabei soll Dirk Quiatkowski dem später verstorbenen Hartmut Balzke einen Schlag gegen den Kopf gegeben haben, so dass dieser zu Boden ging und mit dem Kopf auf dem Fußweg aufschlug. Zwei Tage später verstarb er an einer Hirnschwellung.

Andreas Beck und Dirk Quiatkowski 2015

Dirk Quiatkowski – vorbestrafter Mörder

Bereits im Vorfeld war Dirk Quiatkowski strafrechtlich in Erscheinung getreten. So wurde Quiatkowski bereits zu 2Jahren und 3 Monaten Bewährung wegen Körperverletzung verurteilt. Eine weitere Bewährungsstrafe kassierte Quiatkowski wegen Verstoß gegen §86a StGB, weil er einen Hitlergruß gezeigt hat. Hier erhielt er eine Bewährung von einem Jahr und drei Monaten. Zu seinen weiteren Straftaten zählten Beleidigung, Bedrohung und Diebstahl. Quiatkowski wuchs in einem Kinderheim auf und seine Jugend war geprägt von Gewalt, die er ausübte.

Später erfolgte die Verurteilung für den Mord an Hartmut Balzke. Dabei wurde Quiatkowski Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Aufgrund der fünf Jahre, die der Prozess verschleppt wurde und somit auch einige Eintragungen aus dem Bundeszentralregister gelöscht worden sind, wurde Quiatkowski 2008 nur zu zwei Jahren Bewährung und 200 Arbeitsstunden verurteilt. Damals sagte er aus, er habe sich bereits von der Neonaziszene losgesagt, da er 2002 die Grundausbildung bei der Bundeswehr absolvierte.

Dirk Quiatkowski in der Erfurter Neonaziszene Anfang der 2000er

In der Neonaziszene

Ende der 90er Jahre soll Quiatkowski schließlich in die Erfurter Neonaziszene gekommen sein. Das sein vermeintlicher Bruch mit der Neonaziszene lediglich eine Schutzbehauptung nach dem Mord an Hartmut Balzke war, wird offensichtlich. Denn ein Blick bis in die heutige Zeit reicht aus, um zu verstehen, dass Dirk Quiatkowski immer noch in der Erfurter Neonaziszene vernetzt ist.

Ende der 90er Jahre befand sich u.a. Beate Zschäpe auf einer NPD-Demo am 17.01.1998 in Erfurt.

Eine seiner wichtigen Verbindungen ist dabei Isabell Pohl, die Betreiberin der Neonazikneipe „Heartbreaker“ in der Erfurter Michaelisstraße. Isabell Pohl gründete u.a. die neonazistische Frauenorganisation „Aktive Frauen Fraktion“, welche immer wieder Neonazikonzerte organisierte, beispielsweise mit der NSBM-Band „Absurd“ rund um den Neonazi und ebenfalls rechtskräftig verurteilten Mörder Hendrik Möbus. Ab 2004 zog Isabell Pohl nach Erfurt und wurde zur zentralen Figur der Freien Kameradschaften in Thüringen. So war sie bei den „Freie Aktivisten Erfurt“ führend aktiv, die zuweilen auch unter den Namen „Aktiver Kampfbund Erfurt“ (AKBE), „Freie Kräfte Erfurt“, und „Nationaler Widerstand Erfurt“ auftraten.

Isbaell Pohl am 10. Juni 2006 beim „Fest der Völker“ in Jena.

 

Beteiligt war Pohl ebenfalls an der Organisation von diversen Rechtsrock-Events in Thüringen, wie beispielsweise den „Thüringentag der nationalen Jugend“. Bereits 2010, nachdem Pohl für diverse interne Streitigkeiten in der Neonaziszene gesorgt hatte, kündigte sie ihren Rückzug an. Doch bis heute hat Pohl nicht glaubhaft mit der Szene gebrochen. Im Gegenteil, sie beschäftigt nicht nur Neonazis, sondern lädt diese regelmäßig zu Partys in ihre Kneipe ein und sammelt sogar Geld für sie.

Neonazi Maik Herrmann und Isabell Pohl sammeln in ihren Kneipen Geld für verstorbenen Hooligan „Matze“.

Einer dieser Neonazis ist Dirk Quiatkowski, der zusammen mit anderen Neonazis immer wieder in der Kneipe „Heartbreaker“ feiern und trinken geht. So zeigen einige Bilder aus der Kneipe das innige Verhältnis zwischen den beiden, wenn sie Arm in Arm den alten Zeiten nachtrauern.

Dirk Quiatkowski 2015 im Heartbreaker zusammen mit der Betreiberin Isabell Pohl

Eine weitere Neonazikneipe, die Quiatkowski regelmäßig besuchte, war der ehemals als „Flaschenöffner“ und später unter „91er“ betriebene Spätkauf am Berliner Platz. Betrieben wurde der Laden ab 2015 von Maik Herrmann, einen Erfurter Neonazi mit guten Verbindungen zu Teilen der Erfurter Hooligans um „Kategorie Erfurt“ und „Jungsturm“. Der Spätkauf diente als fester Anlaufpunkt für die Erfurter Neonaziszene im Norden. Zu mehreren Feierlichkeiten war Dirk Quiatkowski anwesend. Auf einem Foto, welches nach dem Tod des KEF-Hooligan „Matze“ veröffentlicht wurde, zeigt sich ein Teil des Klientel, welches in der Lokalität zusammenkam. Neben diversen Neonazi-Hooligans der KEF-Generation sind Vertreter der organisierten Erfurter Neonaziszene zu finden, wie beispielsweise Philipp Mine oder auch Maik Herrmann. Letztgenannte hegen beide gute Kontakte und enge Verbindungen zu Neonazigruppierungen wie dem „Kollektiv56“, „Neue Stärke Erfurt“ oder den Neonazi-Hooligans „Jungsturm“. Auf eben jenem Gruppenbild vor der Neonazikneipe „91er“ am Berliner Platz findet sich auch Dirk Quiatkowski wieder. Unter eben jenem Bild findet sich der Aufruf die Spendendosen für die Familie des verstorbenen Neonazi-Hooligan „Matze“ im „91er“ und im Heartbreaker zu füllen.

10. v.l. in hinterer Reihe: Dirk Quiatkowski, 1. v.l. KEF-Hooligan „Matze“, 7.v.l. Erfurter Neonazi: Philipp Mine, 8.v.r. hockend: Maik Herrmann vor dem 91er in Erfurt-Nord

Bis heute ein normales Leben

Selbst heute führt Dirk Quiatkowski ein normales Leben mit seiner Familie in Erfurt. Er betreibt sogar eine Firma für Wohnraum und Gebäudeservice. Wobei sein Firmensitz ein Briefkasten mit aufgeklebten Namen an einem Zaun ist. Sein Bruder Jens Quiatkowski betreibt eine Tischlerei in Erfurt. Bis Ende 2020 befand sich Dirk Quiatkowski noch im Gefängnis, aufgrund von Körperverletzungsdelikten. Für den Mord an Hartmut Balzke hatte er nie weitere Konsequenzen zu befürchten.

Bis heute hatte der Mord an Hartmut Balzke für Dirk Quiatkowski keine Folgen. Seine damalige Äußerung, er habe nichts mehr mit der Neonaziszene zu tun, ist eine offensichtliche Lüge. Immer noch bewegt sich Dirk Quiatkowski in der Erfurter Neonaziszene und macht keinen Hehl daraus, dass er jederzeit wieder zum Töten bereit ist. Am 17.07.2013 chreibt Quiatkowski über seinen Facebook-Account: „Heute ist wieder ein Tag an dem ich töten könnte!“. Seit Weihnachten 2020 befindet sich Dirk Quiatkowski wieder in Erfurt und auf freiem Fuß.

 

Dirk Quiatkowski bei der Eröffnung der Neonazikneipe 91er von Maik Herrmann 2015

Dirk Quiatkowski bei der Eröffnung der Neonazikneipe 91er von Maik Herrmann 2015

v.l.n.r.: Andreas Beck, Isabell Pohl, Dirk Quiatkowski im Heartbreaker 2015

Dirk Quiatkowski (links) im Heartbreaker

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