Update: Dirk Quiatkowski Mittäter im Erfurter Doping-Skandal – „Operation Aderlass“

Seit September 2020 müssen sich insgesamt fünf Angeklagte vor dem Landgericht München rechtfertigen. Ihnen wird vorgeworfen, organisiert und im großen Stil, Blut-Doping bei Profi-Sportler:innen vollzogen zu haben. Dabei ist der Erfurter Arzt Mark Schmidt der Hauptangeklagte. Als Mittäter findet sich Dirk Quiatkowski am Landgericht München wieder. Für seine Mittäterschaft wurde er am 15. Januar 2021 zu einer Haftstrafe verurteilt.

In unserem ersten Artikel berichteten wir, dass sich Quiatkowski bis Ende 2020 in Haft befand. Nun erklärt sich, dass sich Quiatkowski seit dem 18. März 2019 in Untersuchungshaft befand. Erst kurz vor Weihnachten 2020 wurde Quiatkowski aus der Haft entlassen. Am 15. Januar 2021 erfolgte das Urteil im sogenannten Aderlass-Prozess um den Hauptangeklagten Mark Schmidt aus Erfurt. Dirk Quiatkowski wurde im Rahmen dessen zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 4 Monaten verurteilt, während der Hauptangeklagte Mark Schmidt zu 4 Jahren und 10 Monaten Haft sowie einem Berufsverbot und einer Geldstrafe in Höhe von 158.000 € wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden ist.

Dirk Quiatkowski im Landgericht in München.

Zur Rolle des „Handwerkers“ Quiatkowski: Nach eigenen Angaben entwickelte sich aus einem Arzt-Patienten-Verhältnis, ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Schmidt und ihm. Quiatkowski habe sich Mark Schmidt „verpflichtet gefühlt“ und wollte ihm deshalb helfen. Über die Einlassung, welche am 24. November 2020 vor dem Landgericht durch seine Verteidigung verlesen wurde, heißt es bei insuedthueringen.de:

„Mark S. habe Dirk Q. früher in schwierigen Lagen unterstützt. Da sei ihm klar gewesen, «dass auch ich ihm helfe, wenn er mich braucht», […]. So habe Dirk Q. für seine Dienstleistungen stets einen Tagessatz von 200 Euro genommen – genauso viel wie für handwerkliche Jobs. Dirk Q. habe für Blutbeuteltransporte zur Verfügung gestanden, er sei aber nicht für die Blutentnahme geeignet gewesen. Er habe zudem nicht gewusst, dass es sich bei seinen Diensten um Dinge handelte, die «möglicherweise Dopingzwecken» dienten sollten oder strafrechtlich relevant hätten sein können. Er habe keinen Grund gesehen, «irgendwelche Ungesetzlichkeiten zu vermuten». Zudem war Dirk Q. der Erklärung zufolge stets davon ausgegangen, dass er alleiniger Helfer von Mark S. war.“

Laut Anklage soll Quiatkowski aber an der Blutentnahme sowie der Injektion u.a. bei den olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang beteiligt gewesen sein.

Dirk Quiatkowski, welcher mit weiteren Neonazis am 25. Januar 2003, Hartmut Balzke in Erfurt angriff und schließlich tot geprügelt hat, war bereits zuvor mit einschlägigen Delikten strafrechtlich in Erscheinung getreten. Aufgrund des angewendeten Jugendstrafrechts waren die Strafen zum Urteilsspruch 2008 jedoch getiligt worden. Auch in der jüngeren Vergangenheit zeigten sich deutliche Überschneidungen mit der Erfurter Neonaziszene, in die Quiatkowski immer noch gut integriert ist.
Nun zeigt sich, dass der Neonazi Dirk Quiatkowski in ein weiteres kriminelles Netzwerk eingebunden ist, welches international agierte. Als einer der Mittäter sah das Gericht seine Schuld als erwiesen an.

Dirk Quiatkowski in der Erfurter Neonaziszene Anfang der 2000er

Neben seinem Verteidiger, Dr. Peter Helkenberg aus Erfurt, verteidigen in diesem Fall ebenfalls Juri Goldstein und Alexander Dann. Sie vertreten den Hauptangeklagten Mark Schmidt. Beide Anwälte haben bereits in der Vergangenheit Neonazi-Kader vor Gericht vertreten. Juri Goldstein verteidigte beispielsweise die Betreiberin der Erfurter Neonazikneipe „Heartbreaker“ sowie Freundin von Dirk Quiatkowski, Isabell Pohl, vor Gericht. Alexander Dann agiert aktuell als einer von zwei Verteidigern im Prozess gegen die Neonazi-Hooligan Gruppierung „Jungsturm“ aus Erfurt. Er vertritt zusammen mit RA Artak Gazpar den Neonazi Robin Brand vor dem Landgericht Gera. Zusammen mit dem Rechtsanwalt Alexander Held betreibt er das „Strafverteidigerbüro“. Alexander Held ist ebenfalls Neonazi-Anwalt und trat beispielsweise als Vertretung im NSU-Prozess als Verteidiger von Ralf Wohlleben auf. Im Prozess gegen die Hooligan-Gruppierung „Jungsturm“ ist Rechtsanwalt Alexander Held einer der beiden Verteidiger von Marco Klingner. Alexander Dann ist ebenfalls prominenter Sponsor des Erfurter Kampfsportstudios „La Familia Erfurt“.

Juri Goldstein, Mark Schmidt und Alexander Dann im Landgericht in München.

Bereits im Oktober 2020 berichtete eine Recherche der Sportschau über die Vergangenheit des „Dirk Q.“ und titelte „Mitangeklagter des Dopingarztes hatte einen Menschen zu Tode geprügelt“.

Dirk Quiatkowski

Rechtsanwalt Alexander Dann, Werbung und Sponsoring für „Coming Stars“ Event von „La Familia“ Erfurt. Bei diesem Event machten Hooligans der Gruppe „Jungsturm“ Security. Im Verfahren gegen diese Gruppe vertritt Dann den Angeklagten Robin Brand.

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