„Kollektiv56“-Kader trainieren mit scharfen Waffen

„Kollektiv56“-Kader trainieren mit scharfen Waffen

TEXT: Kollektiv56 aufdecken!
DATUM: 08.11.2020

Am 10. November 2020 müssen sich Ronny Damerow und Philippe Amor vor dem Erfurter Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, wie bereits berichtet wurde. Dass Amor schon seit einigen Jahren, nicht nur aktiver Teil der Erfurter Neonaziszene ist und immer wieder an Angriffen der Gruppe beteiligt war, sondern ebenfalls in Elxleben bei Erfurt mit Paintball Waffen und Tactical Airsoft Waffen trainiert, soll im folgenden Beitrag geschildert werden. Auch der Zugang und Einsatz von scharfen Waffen lassen sich anhand der Verbindungen nachweisen.

Szcenario MagFed Paintballteam – in der Mitte mit Bart Andre Wagner, dahinter Phillipe Amor

Seit mindestens 2018 trainiert Philippe Amor regelmäßig beim “Szcenario MagFed Paintballteam”, welches sich rund um den Erfurter Neonazi Andre Wagner formiert. Wagner arbeitet als Schießtrainer im Hermes-Schießzentrum in Elxleben und hat damit ebenfalls legal Zugang zu einer Reihe von Waffen und Munition. Seit einigen Monaten arbeitet er ebenfalls für die Firma „PAKprotection“ einer Sicherheitsfirma aus Elxleben/Erfurt. Er nimmt dort die Tätigkeit als Ausbilder wahr und wird auf Firmenkosten immer wieder in diversen Kampf- und Selbstverteidigungstechniken ausgebildet.
Neben seinem Zugang zu scharfen Waffen und seiner Tätigkeit im Schießzentrum, agiert Wagner als führender Kopf des Paintball-Teams, dem auch der Neonazi Amor angehört. Die Gruppe organisiert dabei immer wieder Events und Trainingseinheiten, wo sie versuchen taktisch mit Paintball oder Anscheinswaffen vorzurücken und ihre Gegner zu eleminieren. Dass es für Neonazis dabei nicht nur um den reinen Spaß am kindlichen Kriegsspiel geht, sondern durchaus auch als Vorbereitungen für einen Tag X oder den bewaffneten Umsturz geht, haben diverse paramilitärische Gruppen und Wehrsportgruppen von Neonazis in der Vergangenheit gezeigt.

Mitarbeiter Andre Wagner von “PAKprotection” und dem “Hermes Schießzentrum” in Elxleben (3.v.l.)

Andre Wagner (rechts) beim Personenschutztraining

Andre Wagner selbst trat in sozialen Medien immer wieder mit neonazistischen Postings in Erscheinung. Einigen Bildern zufolge ist er auch im rechten Hooliganmilieu der älteren Generation um „Kategorie Erfurt“ (KEF) zu verorten, er teilte beispielsweise Fotos in Gedenken an den Erfurter Hooligan und Neonazi „Matze“ nach dessen Tod. Ebenfalls teilte er 2014 via Facebook einen Aufruf von „Gemeinsam stark“ zur Hooligan-Demonstration am 26.10.2014 in Köln, bei der es zu massiven Ausschreitungen kam. Weiterhin finden sich diverse rassistische Postings auf seiner Facebookseite.

An Hooligan-Demos beteiligten sich auch 2014 Mitglieder des “Kollektiv56”: Michael Zeise (mittig links mit Sonnenbrille, verkehrtes Cap), Kevin Noeske vom Nationalen Aufbau Eisenach (links neben Zeise), dahinter Tobias Zitzmann, Daniel Madalschek (rechts neben Zeise, mit schwarzer Mütze), Thomas Holzinger (2.v.l. neben Zeise) und Michael Fischer (3.v.l. neben Zeise), Julian Franz 6.v.l. neben Fischer) bei HoGeSa am 15.11.2014 in Hannover

Andre Wagner (rechts) als “Hooligan”

Andre Wagner ruft zu HoGeSa 2014 auf.

Wagner teilt Traueranzeige von Erfurter Neonazi und KEF Hooligan “Matze”

Mittlerweile arbeitet Wagner im Sicherheitsbereich, unter anderem als Personenschützer und tritt unter dem Label „Ausbildungszentrum Sicherheit“ auf. Er absolvierte mehrere Lehrgänge zum Personenschützer und bildet nun weiter aus.
Im Internet finden sich diverse Bilder von Ausflügen der Paintballgruppe „Operation Group Germany“ unter dessen Fahne auch Amor bei den Trainingseinheiten „kämpft“.

Andre Wagner als Angestellter beim Schießzentrum Elxleben

Andre Wagner beim Schießtraining (links)

Des Weiteren findet sich ein Bild von Johann Walter Richter, ebenfalls Beteiligter am Angriff auf das AJZ 2016 in Erfurt, wie er am Schießstand mit einer scharfen Langwaffe schießt. Mutmaßlich einem Scharfschützengewehr mit Schalldämpfer.

Johann Walter Richter beim Schießtraining mit einer scharfen Waffe.

Angesichts der Vernetzung zu internationalen Gruppierungen mit klarem rechtsterroristischem Bezug sowie der hohen Gewaltbereitschaft der Erfurter Neonazigruppe „Kollektiv56“ ist es beachtlich, wie ungestört sich Neonazis mit scharfen und Anscheinswaffen ausbilden lassen können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Dabei können jüngere Neonazis auf die Erfahrungen von gewaltbereiten Ex-Hooligans wie Andre Wagner zählen. Dieser hat nicht nur Verfügung über scharfe Waffen und Munition, sondern auch über reichlich Wissen in Bezug auf körperliche Auseinandersetzungen und taktisches Vorgehen in der Gruppe mit Waffen.

Damit erreicht die Qualität der Neonazigewalt einen Punkt, an der sie auf eine neue Stufe gehoben werden kann: Denn dort, wo Neonazis mit Waffen trainieren, werden sie diese auch einsetzen.

Phillippe Amor beim Training mit Anscheinswaffen / Tactical Airsoft 2019

Phillippe Amor (Mitte) beim Training mit Anscheinswaffen / Tactical Airsoft 2019

Gruppenbild 2017, v.r.n.l.: Ronny Damerow, Phillippe Amor, Julian Franz, Kevin Jacobi, Unbekannt, vorne liegend Johann Walter Richter

Johann Walter Richter (links) und Benjamin Günther (rechts)

Gruppenbild mit Anscheinswaffen: links an der Fahne Andre Wagner, unten 3.v.r. Phillippe Amor

Andre Wagner: Schnaps und scharfe Munition, eine gefährliche Mischung.

Die Kontaktdaten der Paintball Gruppe sind identisch mit dem Schießzentrum Elxleben.