Neonazi-Konzert bei der Erfurter „Volksgemeinschaft“

Neonazi-Konzert bei der Erfurter „Volksgemeinschaft“

TEXT: Antifaschistische Koordination Erfurt
DATUM: 03.02.2016

Am 21.01.2016 enttarnte die „Antifaschistische Koordination Erfurt“ (ake) die Machenschaften des extrem rechten Vereins „Volksgemeinschaft Erfurt e.V.“ auf dem Erfurter Herrenberg . Sollten noch Zweifel daran bestehen, welches Publikum der Verein in seiner Lokalität auf dem Erfurter Herrenberg ansprechen will, haben sich die Akteure mit ihrer jüngsten Veranstaltung selbst in der Neonazi-Szene verortet.

Am Samstag, dem 30.01.2016 fand in den angemieteten Räumen in der alten Kaufhalle mit etwa 800 Quadratmetern ein Neonazi-Konzert statt, das es in sich hatte. Neben „Toitonicus“ alias Thomas Lange aus Brandenburg trat das Thüringer Rechtsrock-Duo „Zeitnah“ um Tommy Brandau aus Gotha auf. Die beiden Neonazis haben zum Teil bereits in den Vorläuferbands „Klampferitis“, „Diggi und Klampfe“ bzw. „Klampfe und Brauni“ mitgespielt und kennen den Herrenberg von Auftritten in der Neonazikneipe „Kammwegklause“. Dort trat im Vorprogramm des ehemaligen Sängers der verbotenen Neonazi-Band „Landser“ auch schon der „Liedermacher“ „Freilich Frei“ alias Maik K. aus Zwickau auf, der ebenfalls beim jüngsten Konzert der „Volksgemeinschaft“ mitwirkte. Er hatte erst im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, weil ihn die Behörden verdächtigten, auf seiner CD „Erhabener Kampf. Mein Volk hasst unsere Freiheit“ die rechtsterroristische Gruppierung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) verherrlicht zu haben. Er nannte die NSU-Mitglieder darauf „Vorbilder“ und „die Größten unserer Zunft“. Erfahrungen mit Hausdurchsuchungen hat auch das Neonazi-HipHop-Duo „A3stus“, dessen Lied „Gegen die Pest“ im Mai 2015 Ermittlungen wegen Volksverhetzung nach sich zog. Kurz zuvor war „A3stus“ beim NPD-Aufmarsch in Erfurt aufgetreten, beim Konzert am 30.01. wirkte für das Duo Patrick Killat mit, der das Projekt weiterführt und im Januar ein Video mit der Schleusinger Neonazistin Sandra Knieling und Tommy Brandau von „Zeitnah“ veröffentlichte.

Die gute Vernetzung des extrem rechten „Volksgemeinschaft e.V.“ in der der Neonazi-Szene belegt nicht nur der Auftritt von Neonazis aus anderen Bundesländern bei dem als „Trauer- und Solidaritätsfeier“ deklarierten Konzert, mit dem an den Erfurter Neonazi Dirk Bachmann erinnert werden sollte, der nach einem tödlichen Verkehrsunfall am Vortag beerdigt worden war. An der „Solidaritätsaktion“ beteiligt sich auch der extrem rechte Versandhandel „ITSH84U“ (Kurzform für „it’s hate for you“, „es ist Hass für euch“) aus Karstädt im Brandenburger Landkreis Prignitz. Die Betreiber des Versandes kündigten an, einen Teil ihres Umsatzes im Februar für Bachmanns Hinterbliebene zu spenden, „um ihnen zu signalisieren, dass der Zusammenhalt in unserer Bewegung real ist“. Der 1982 geborene Bachmann gründete 2010 mit anderen Neonazis den Verein „Freie Kräfte Erfurt e.V.“ und war ab 2012 als Beisitzer, Kassenprüfer und „Organisationsleiter“ bei dem Neonazi-Verein „Pro Erfurt e.V.“ aktiv. Spätestens seit August 2013 war er für die NPD aktiv und kandidierte 2014 auf Platz 3 der Erfurter NPD-Stadtratsliste. Zuletzt organisierte Bachmann Rechtsrock-Konzerte in der Erfurter Neonazikneipe „Kammweg Klause“. Der Verein „Volksgemeinschaft“ wurde im September 2015 beim Amtsgericht Erfurt eingetragen, zu seinem Vorstand gehören Max und Nico Abendroth, Philippe Amor und Steve Nellen.

a3stus = Patrick Killat am 1. Mai 2015 in Erfurt

Dirk Bachmann beim Aufmarsch rechter Hools und Neonazis am 2. Mai 2015 in Erfurt

Tommy Brandau alias „Klampfi“ und sein Kumpel „Diggi“

„Toitonicus“ singt für Bachmann