Kurzmeldung & Dokumentation: Outing-Broschüre zur „Neuen Stärke Erfurt“ erschienen

Anfang Dezember erschien eine Outing-Broschüre über (ehemalige) Mitglieder der mittlerweile zunehmend verfallenden „Neuen Stärke Partei“ aus Erfurt. Nachdem sich Ende 2021 ein ausführlicher Rechercheartikel mit den Neonazis aus Erfurt beschäftigte, bietet die Broschüre einen aktuelleren Überblick. Außerdem begann im Dezember 2022 der Prozess gegen einen Teil der Erfurter Neonazis, aufgrund des rassistischen Angriff im August 2020 am Erfurter Herrenberg.

Angeklagt sind dabei Florian Reibe, Enrico Biczysko, Andreas Bach, Justin Scholz, Philipp Volkenanndt, Marcel Kordowski, Felix Wagner, Martin Kalms, Daniel Pabst sowie Steffanie Biczysko.

Vor dem Landgericht Erfurt am 21. Dezember 2022: Die Angeklagten Florian Reibe (r.) und Andreas Bach (m.) sowie der Unterstützer Nick Schwiderski (l.)(Foto: Antonio Müller)

Erst im November 2022 führte die „Neue Stärke Partei“ ihren Bundesparteitag in einer Lagerhalle in der Erfurter Grubenstraße durch. Zuvor war bereits Michel Fischer aus der Partei geschmissen worden, da er die Mitgliedsbeiträge der Partei veruntreut und für seinen Lebensunterhalt genutzt haben soll. Weiterhin wurden die Vorsitzenden Enrico Biczysko aus Erfurt sowie Bryan Kahnes aus Gera „unehrenhaft“ entlassen. Den neuen Bundesvorsitz übernahmen Neonazis aus anderen Bundesländern. Sara Storch aus Leipzig sowie Christopher Tewes leiten nun die Partei, von der es seitdem auch keine weiteren Regungen mehr groß gab. Lediglich in Sömmerda führte die Partei noch eine Kundgebung am 12. November 2022 statt, welche nur mit einer handvoll zusammengekratzter Neonazis aus Thüringen durchgeführt worden ist und keinerlei Resonanz hatte. Seit dem „Bundesparteitag“ befinden sich lediglich noch vier Neonazis aus Erfurt im Vorstand, darunter Florian Reibe als Stellvertretender Vorsitzender, Dietmar Möller als Schatzmeister, Markus Funke und Patrick Kiefer als Beisitzer. Der Entwicklung widmet sich ein längerer Artikel bei Endstation Rechts.

Folgend soll der Text der Broschüre sowie alle Namen aufgeführt sein.

Die Broschüre beschränkt sich auf die “Neue Stärke Erfurt”,
welche sich nach ihrem Entstehen zu einer lokalen Größe
etabliert hatte, sich im November 2022 schließlich aber
genauso schnell zerlegte, wie sämtliche ihrer
Vorgängerstrukturen. Gern nutzen wir die Gelegenheit um
nochmal nachzutreten, es wäre ja schade, wenn die emsige
Arbeit einiger ihrer Mitglieder in Zukunft nicht anerkannt
werden würde.

Die Partei ist ursprünglich als “Resterampe für Neonazis”
(Zeit Online) aus zahlreichen Abspaltungen bisheriger
Neonazistrukturen hervorgegangen. Nach eigenen Angaben
wollten sie zwar die Szene einen; ein Anspruch der im
Vorhinein schon einiger Fantasie bedurfte und rückblickend
auch genauso lachhaft vorkommt. Zentrale Kader überwarfen
sich nach dem kläglichen Scheitern ihrer geplanten
Demonstration am 1. Mai 2020 in Erfurt mit der
Vorgängerstruktur und Kleinstpartei “Der Dritte Weg”. Zuvor
waren diese schon beim anderen rechten Kleinstprojekt der
Partei „Die Rechte“ organisiert. Nicht nur aufgrund
augenscheinlicher Inkompetenz, sondern vermutlich auch
aufgrund von finanziellen Unstimmigkeiten und der
Veruntreuung von Geldern flogen sie aus dem „Dritten Weg“,
übernahmen von diesem für ihr neues Projektchen aber
Auftreten sowie Design und gründeten daraufhin die “Neue
Stärke Partei”.

Vom elitären Kadersystem der Vorgängerstruktur war bei den
Erfurter Dumpfbirnen wenig zu merken. Es handelte sich eher
um deren Billigkopie. Wie diese hängen sie allerdings einem
völkischen “Antikapitalismus” an. Als Ursache von Elend wird
ein (jüdisches) Weltfinanzsystem und ausländische
Fremdarbeit‘ herbeifantasiert.

Die “Neue Stärke Erfurt”

Der kapitalistische Wachstumszwang und eine
Eigentumsordnung, die die Mehrheit zum Verkauf ihrer
Arbeitskraft zwingt, während Andere aus dieser ihren Gewinn
schlagen, welchen sie wieder zum Überleben in der
Marktkonkurrenz reinvestieren müssen, werden ignoriert. Statt
also das Elend der kapitalistischen Gesellschaften
abzuschaffen, hängen sie dem Wahn an, es durch Ausgrenzung
und Auslöschung Anderer beheben zu können. Wie für
nazistische Phänomene üblich, zeichnete sich die Neue Stärke
aber weniger durch diese wenig zusammenhängenden
‚theoretischen‘ Versatzstücke aus. Vielmehr sollen diese den
Anschein einer rationalen Begründung des eigenen Wahns
geben, welcher sich in ihrem Daueraktivismus niederschlägt.
Zahlreiche Kundgebungen, die niemanden interessierten,
gepaart mit fehlgeschlagenen – weil blockierten – Aufmärschen,
deren revolutionärer Gestus darin bestand, über Pride und
„Kommunismus“-Fahnen zu marschieren, um allen zu zeigen,
wie gern ein queerfeindliches und antisemitisches Weltbild
zusammengeht.

Ihr Aktivismus beschränkte sich aber nicht auf solche legalen
typisch parteiförmigen Veranstaltungen, sondern beförderte
auch verzweifelte Straßengewalt. So griffen Mitglieder im
August 2020 vor ihrer damaligen Parteizentrale aufgrund ihrer
rassistischen Ideologie Passant*innen an. Zeitweise schwebte
einer der Angegriffenen in Lebensgefahr. Besonders auffallend
waren daneben Versuche ihres Nachwuchstalents Florian
Rassbach im Erfurter Norden einen Angstraum zu schaffen.
Dies schaffte er letztlich auch mithilfe von engagierten Linken,
indem sie den Hänfling zur Sportfaschotruppe verklärten.
Ausgehend von seiner damaligen Mietwohnung in der
Salinenstraße 135 folgten an dortige Besäufnisse Touren der
Kameraden durchs Viertel, bei denen allerhand Naziparolen
gegrölt und z.T. auch Menschen die nicht in ihr Weltbild
passten angegriffen wurden.

Die Wahnhaftigkeit ihres Weltbilds wird besonders daran
deutlich, dass sie das Erfurter AJZ als zentrales Angriffsziel und
Hort des „Kommunistenpacks“ in Erfurt ausmachten.
Ursprünglich konnte die Parteigründung als Versuch gewertet
werden, die repressionsanfälligen Strukturen zu schützen. Ein
Ziel, was einerseits durch den anstehenden Herrenberg-Prozess,
wie auch polizeiliche Dauermaßnahmen gegen ihr Jungmitglied
Florian Rassbach der Absurdität vorgeführt werden konnte. Über
genauere Gründe für die Auflösung lässt sich nur spekulieren,
sie hatte sich aber seit ein paar Monaten abgezeichnet. Anfang
November musste dann auf einem Bundesparteitag in einem
Industriegebiet, 22, der aus Erfurt stammende Parteivorstand
aus Enrico Biczysko und Bryan Kahnes aus Gera „unehrenhaft
zurücktreten“, da deren Verhalten „katastrophisch“ gewesen sei.
Schon vorher musste Michel Fischer als Bundesvorsitzender
zurücktreten und wurde aus der Partei befördert. Gerüchten
zufolge hatte sich „Fischi“ seinen Lebensunterhalt mit den
Mitgliedsbeirägen seiner Kameraden finanziert. An ihre Stelle
treten nun Sara Storch aus Leipzig und Christoph Thews aus
Güstrow, die den kümmerlichen Rest verwalten sollen.
Neben der Erfurter Fraktion existierten zeitweise nach eigenen
Angaben u.a. auch Untergruppen in Magdeburg, Westfalen, Gera
und Rheinhessen. Diese dürften aber zum Teil eher aus
Einzelpersonen bestanden haben. Im Zuge der Selbstzerlegung
der Partei lösten sich in Rheinhessen und Gera die Gruppen auch
auf und begaben sich wieder in ihre Kameradschaften zurück.
Lediglich in Saalfeld-Rudolstadt, Magdeburg und Erfurt ist sie
daher noch minimal relevant. Inwiefern allerdings Erfurt noch
eine Rolle spielt, nachdem zwei zentrale Daueraktivisten der
Neonaziszene mit Enrico Biczysko und Michel Fischer
weggebrochen sind, bleibt fraglich. Ob ein Ronny Wurmstich,
Markus Funke, Patrick Kiefer, Florian Reibe, Florian Nicol oder
Dietmar Möller mehr auf die Reihe bekommen, als ihre
gescheiterten Vorgänger, ist zu bezweifeln.

Ebenfalls ist fraglich, ob sich der ausgestoßene Rest der
Resterampe damit abfinden kann, in der vollendeten
Bedeutungslosigkeit zu versinken oder ob die nächste
Sinnkrise einen neuen Sproß permanenter Betriebsamkeit
hervorbringt.Dass die Partei dennoch in recht kurzer Zeit eine
gewisse Größe und Relevanz erreichte, spricht für die
Anziehungskraft des Vorbilds „Dritter Weg“ auf die
größtenteils orientierungslose und versprengte Rechte Szene.
Die Neue Stärke Partei konnte als ihre Billigkopie raschen
Zuwachs erhalten, musste aber ebenso schnell auch wieder
das Zeitliche segnen. Ein Großteil der hier aufgeführten
Mitglieder kam meist über den eigenen Mitglieder-Status
nicht hinaus. Selbst in den eigenen Reihe hatte die ‚Neue
Stärke‘ eher eine Schwäche. Ihre letzten Kundgebungen
erlangten kaum mehr als 20 Neonazis, welche zum Teil aus
dem Raum Greiz, Saalfeld-Rudolstadt und Sömmerda
zusammengekratzt werden mussten. Andere der ehemals
aktiven Neonazis versauern im Knast oder stehen bereits mit
einem Bein in einem.

Egal was kommt, wir werden dafür sorgen, dass auch das
größtenteils spärliche Engagement der hier aufgeführten
nicht vergessen wird, und können für die Zukunft nur Hals
und Beinbruch wünschen.
Florian RaßbachParteilogo NSP
Ebenfalls ist fraglich, ob sich der ausgestoßene Rest der
Resterampe damit abfinden kann, in der vollendeten
Bedeutungslosigkeit zu versinken oder ob die nächste
Sinnkrise einen neuen Sproß permanenter Betriebsamkeit
hervorbringt.Dass die Partei dennoch in recht kurzer Zeit eine
gewisse Größe und Relevanz erreichte, spricht für die
Anziehungskraft des Vorbilds „Dritter Weg“ auf die
größtenteils orientierungslose und versprengte Rechte Szene.
Die Neue Stärke Partei konnte als ihre Billigkopie raschen
Zuwachs erhalten, musste aber ebenso schnell auch wieder
das Zeitliche segnen. Ein Großteil der hier aufgeführten
Mitglieder kam meist über den eigenen Mitglieder-Status
nicht hinaus. Selbst in den eigenen Reihe hatte die ‚Neue
Stärke‘ eher eine Schwäche. Ihre letzten Kundgebungen
erlangten kaum mehr als 20 Neonazis, welche zum Teil aus
dem Raum Greiz, Saalfeld-Rudolstadt und Sömmerda
zusammengekratzt werden mussten. Andere der ehemals
aktiven Neonazis versauern im Knast oder stehen bereits mit
einem Bein in einem.
Egal was kommt, wir werden dafür sorgen, dass auch das
größtenteils spärliche Engagement der hier aufgeführten
nicht vergessen wird, und können für die Zukunft nur Hals
und Beinbruch wünschen.
Weitere Informationen bekommt ihr beim Rechercheportal
Erfurt und Endstation Rechts.
Florian Raßbach
Michel Fischer
Ronny Wurmstich
Nick Schwiderski
Tobias Zitzmann
Phillip Volkenanndt
Sabrina Töpfer
Manuel Breitsprecher
Christin Grolle
Paul Fischer
Patrick Kiefer
Herbert Duckwitz
Florian Nicol
Paul Fischer
Patrick Kiefer
Herbert Duckwitz
Florian Nicol
Christian Mihm
Dirk Leisenberg
Maik Grunitz
Christian Betka
Dietmar Möller
Marcus Funke
Andreas Bach
Enrico Krause
Holger Rechner
Martin Uth
Marco Odenweller
Elisabeth Giese
Steven Quitt
Dennis Zentgraf
Christian Schröder
Sarah Dowiasch
Michelle Dewaldt
Dennis Hofschlag
Lisa Drehmann
Steve Sademann
Annalena Behle (liiert mit) Fabian Taudt
Diana Pfützenreuter
Lucas Klische
Stanley Pfeffer
Björn Mey
Florian Reibe (liiert mit) Chantal Döhring
Katrin Grunitz
Daniel Pabst
Wolodja Wanjukow
Enrico Biczysko
Wer keine Lust hat in so einer Broschüre zu enden, dem steht
jederzeit frei mit seinem elenden Nazidasein aufzuhören. Da für einen
glaubhaften Ausstieg ein wirklicher Bruch mit den ehemaligen
Strukturen und (Nazi)Freundeskreisen erfolgen muss, sind die
Aussteiger*innen gefordert, ihre ehemaligen Kontakte, Netzwerke,
Taten etc. offenzulegen.
Alerta!

Als PDF, samt Bilder zu den genannten Neonazis kann ebenfalls HIER heruntergalden werden.

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