NS-Black-Metal in Erfurt und Umgebung – Teil 5: „Darker Than Black Records“ und „Nebelklang“ im Thüringer Wandersleben

Der vorerst letzte Teil der Reihe zu NS-Black-Metal Strukturen in Erfurt und Umgebung betrachtet die Label-Strukturen von Hendrik Möbus genauer, welche sich in einem beschaulichen Familienhaus in Wandersleben in der Bahnhofsstraße 31a befinden. Zum einen soll ein Abriss über die Geschäfte von Möbus gegeben werden sowie aktuelle Entwicklungen nachgezeichnet werden.

„Darker Than Black Records“ die Anfänge

Hendrik Möbus (aus der Jugendhaft) und sein Bruder Ronald gründeten 1994 in Thüringen DTB als NSBM-Label und -Versand. Nach wenigen Jahren wurde DTB vom sächsischen Label Hate Records aufgekauft, das vom Hammerskin-Mitglied Mirko Hesse betrieben wurde. Hesse war zu dem Zeitpunkt schon V-Mann des Bundesamts für Verfassungsschutz. DTB profitierte von den internationalen Kontakte von Hesse und baute sich so schnell ein größeres Netzwerk auf. Hendrik Möbus kam nach wenigen Jahren auf Bewährung aus dem Knast und wurde wegen der Verunglimpfung des 1993 von Absurd ermordeten Sandro Beyer zu einer erneuten Haftstrafe verurteilt.

Hendrik Möbus (in grün) im Mordprozess am Landgericht Mühlhausen 1994 (Foto: Imago Images)

Vor dieser floh er zunächst im Dezember 1999 in die USA, wo er jedoch 2000 verhaftet und 2001 nach Thüringen überstellt wurde. Wegen weiterer Straftaten, u.a. verschiedenster Propagandadelikte, saß er bis 2007 in Haft. DTB wurde zunächst von Ronald Möbus weitergeführt. Aus der Haft begann Hendrik Möbus, zusammen mit dem Neonazi Christian Schöndorfer, der Ende der 1990er zum Umfeld der Kameradschaft Jena gehörte, erneut die Führung über DTB zu übernehmen. Nach der Haftentlassung bauten Möbus und Schöndorfer DTB von Berlin aus weiter auf. Mit dem „Silk Screen Print Shop“ begannen sie die Produktion von NSBM-Shirts und Shirts anderer Nazigruppen, darunter des Nationalen Widerstands Berlin. Bei einer Durchsuchung 2009 wurden 12.000 CDs und Shirts mit illegalem Inhalt beschlagnahmt, was 2011 zu erneuten Verurteilungen führte. Nachdem ihre Machenschaften in Berlin stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Antifa gerieten, verlagerte Möbus das Geschäft zurück nach Thüringen. Im Januar 2015 wurde die „Fascination Media UG“, vormals in Berlin, als Vertriebsfirma mit Sitz im mittelthüringischen Wandersleben (Drei Gleichen) im Handelsregister eingetragen.

Möbus reitet Denis Schoner (Hammerund) 2008 in Strafverfahren

Im Oktober 2008 zeigt die Druckerei Oppenrieder, vertreten durch Thomas Urbig, Denis Schoner wegen Betrugs an. Schoner hatte im Juni 2007 bei Oppenrieder 1000 Broschüren des NSBM-Magazins ABLAZE in Druckauftrag gegeben. Vorher war eine andere Druckerei kurzfristig abgesprungen. Die bestellten Daten wurden per Mail durch Jens Fröhlich kurzfristig nochmal geändert. Nach der Einarbeitung der Änderungen versuchte die Druckerei, von Schoner den Entwurf telefonisch nochmal abgesegnet zu bekommen, was zunächst vergebens war. Als sie Schoner erreichte, meinte er, dass er auf die ordentliche Änderung ungesehen vertrauen würde.
Nach dem Druck kamen Schoner und Fröhlich nochmal in die Druckerei und zeigten sich mit den Magazinen zufrieden. Dann wurden die Magazine an Mandy Wollmerstedt geliefert und die Rechnung an die angegebene Adresse von Hendrik Möbus, Markt 10, 99510 Apolda gesendet. Schoner beschwerte sich über mangelnde Qualität von Bildern. Die Druckerei antwortete, dass bei einem schwarz/weiß-Magazin ohne ordentliche graphische Vorarbeit immer das Risiko bestünde, dass Bilder zu hell oder zu dunkel ausfallen und dass dafür nicht die Druckerei verantwortlich wäre, zumal sie Schoner die Möglichkeit einer Durchsicht vor Druckbeginn eingeräumt hätte. Möbus reagierte nicht. Nach der ersten Mahnung wegen der nicht bezahlten Rechnung antwortete Hendrik Möbus, dass er nichts bestellt hätte. Im November 2007 wurde dann der Druck Denis Schoner in Rechnung gestellt, der auch nicht zahlte. Auch die Firma Liquido Inkasso konnte Schoner nicht zur Zahlung bringen. Nach mehrfacher Recherchen zur Ermittlung von Schoners Adresse und einem Angebot für Ratenzahlung teilte Schoner mit, dass er berufsunfähig und deshalb auch zahlungsunfähig sei.
2008 versuchte eine Inkassofirma vergeblich das Geld von Schoner einzutreiben. Am Ende wurde Anzeige wegen Betrugs erstattet.
Jens Fröhlich belastete dabei in seiner Vernhemung Hendrik Möbus, indem er Ort und Zeit nannte, als sich Schoner, Möbus, Fröhlich und dessen Frau Susan Böhne in Gera getroffen haben und Möbus für den Druck des ABLAZE-Magazins Schoner einen Auftrag gab. Möbus hätte nach dem Druck wegen der zu dunklen Farben die Zahlung verweigert.

Strafverfahren wegen Absurd-CD 2008

Im selben Jahr wurden Jens Fröhlich, Denis Schoner und Ronald Möbus wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angeklagt, weil sie für die Musiker auf der Absurd-CD “Asgardsrei” gehalten wurden. Nebelklang vertrieb 2008 Asgardrei-CDs mit einem Keltenkreuz auf dem Cover und nationalsozialistischen Textpassagen. Robert Ullrich wurde als Betreiber von Nebelklang gesondert deswegen angeklagt.

Möbus klagt gegen Hammerbund wegen Split-CD

Hendrik Möbus bewies auch 2019 nochmal, dass ihm wenig an dem früheren Absurd-Drummer und NSBM-Aktivisten Denis Schoner gelegen ist. Als Schoners Label Hammerbund eine Split-CD mit Absurd-Aufnahmen vertrieb, die offiziell zusammen mit Nebelklang veröffentlicht worden wäre, klagte Nebelklang gegen Denis Schoner. Um diesen Kampf ums Copyright auch nochmal öffentlich darzustellen, veröffentlichte Nebelklang auf deren Facebook-Seite einen Disclaimer und das Aktenzeichen zum dazugehörigen Zivilverfahren vor dem Landgericht Erfurt.

Möbus stand 2020 mit seinem NSBM-Geschäftspartner Christian Schöndorfer, der ursprünglich aus Jena stammt, in Berlin vor Gericht. Grund war einmal mehr, dass die beiden Platten mit verbotenen nationalsozialistischen Inhalten vertrieben hatten.

Hendrik Möbus und Christian Schöndorfer am 9.3.2020 im Amtsgericht Tiergarten in Berlin (Foto: Imago Images)

„Nebelfee Klangwerke“ und „Nebelklang“

Nachdem Hendrik Möbus 2001 in den Thüringer Knast kam und wieder in die NSBM-Geschäfte von DTB einstieg, gründete Ronald Möbus 2002 das Label Nebelfee Klangwerke. Dieses betrieb er von Apolda aus gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Boxerin Heike Langguth. Die beiden begannen nach Hendrik Möbus‘ Auslieferung nach Deutschland auch eine Solidaritäts- und Spendenkampagne für ihn, deren Spendenkonto auf Langguths Namen lief. Ronald Möbus hatte zu dem Zeitpunkt schon die Band Absurd als Sänger übernommen und Sven Zimper als zweites Mitglied etabliert. Nebelfee organisierte Anfang der 2000er verschiedene NSBM-Konzerte mit weitbekannten Bands. Auf dem 1999 erschienen und später neu aufgelegten Album „Weltmacht oder Untergang“ von der Geraer NSBM-Band „Totenburg“ werden Möbus und Langguth als „Herr Wolf und Frau Nebelfee“ gegrüßt. Als auch Ronald Möbus wegen einiger NS-Propagandadelikte aus den Geschäften von DTB vor Gericht stand, erklärte er 2002, dass er mit DTB abgeschlossen hätte und neuerdings mit Heike Langguth von Eckartsberga aus Kunsthandwerk betreiben würde. Langguth eröffnete in jener Zeit mit Unterstützung von Existenzgründer/innenförderungen aus Sachsen-Anhalt in der Jenaer Bachstraße den Laden „Drachenhort“ für Kunst und Literatur aus dem Spektrum der Esoterik und heidnischen bzw. germanisch-mythischen Ideologien.

Ronald (l.) und Hendrik Möbus am 22. April 2003 in Erfurt vor Gericht.

Nachdem Hendrik Möbus 2007 aus der Haft entlassen wurde, ging Nebelfee Klangwerke aus der Hand von Ronald Möbus unter dem Namen Nebelklang an Robert Ullrich aus Gera über, der unter der Kontrolle von Hendrik Möbus das Label offiziell weiterführte. Nebelklang wechselte nach 2011 seine offizielle Anschrift nach Berlin über. Heike Langguth prozessierte schon 2006 gegen den Unrast-Verlag, der sie in einem Buch als Teil der NSBM-Netzwerke benannte. Die Klage vor dem Amtsgericht Münster wurde jedoch abgewiesen. Als Hendrik Möbus 2012 im polnischen Zatec ein NSBM-Konzert organisierte, wurde Langguth wegen eines Shirts der französischen Band „Ad Hominem“ mit verbotenen Nazi-Symbolen von der polnischen Polizei angezeigt.
Nebelklang wurde inzwischen offiziell wieder unter das Dach von Hendrik Möbus‘ Fascination Media geholt. 2019 klagte Möbus im Namen von Nebelklang gegen das von Denis Schoner in Gera betriebene Label „Hammerbund“, weil Schoner Split-CDs im Namen beider Labels veröffentlicht hatte. Möbus erwirkte eine Unterlassung, dass Schoner keine derartigen CDs mehr im Namen von Nebelklang veröffentlichen darf. Den Beschluss mitsamt Aktenzeichen postete Nebelklang auf Facebook. Es bleibt zu vermuten, dass die beklagten CDs noch aus Zeiten engerer Zusammenarbeit von den Geraern Robert Ullrich und Denis Schoner stammten und ihre Neuauflage Möbus‘ Anspruch einer Vormachtstellung im NSBM-Geschäft im Wege stand.
Mittlerweile verläuft der Vertrieb ebenfalls über die Adresse von Hendrik Möbus in Wandersleben.

Der Vertrieb in Wandersleben

Nachdem Hendrik Möbus in Berlin von Antifaschist*innen mehrmals geoutet wurde und seine Infrastruktur angegriffen worden ist, zog es Möbus zurück nach Thüringen. In Wandersleben in der Bahnhofstraße 31 a läuft seit einigen Jahren der Vertrieb von „Darker Than Black Records“. Unterstützung erhält er dabei von seinen alten Weggefährten, darunter Martin Göring aus Erfurt. Göring selbst scheint immer wieder bei den Vertriebsstrukturen auszuhelfen. Die Zusammenarbeit ist bereits seit Mitte der 90er Jahre entstanden, da die Erfurter Band „Barad Dür“ eng mit Hendrik und Ronald Möbus zusammenarbeitete. In den letzten Jahren traten ebenfalls Göring sowie der „Barard Dür“-Gitarrist Yves Müller alias „Vinzent“ zusammen mit Hendrik Möbus und Sebastian Rast als „Absurd“ auf.

Martin Göring beim Verladen von Kisten aus dem D.T.B.- Lager in Wandersleben.

Hendrik Möbus am D.T.B.-Lager in der Bahnhofsstraße 31 a in Wandersleben.

Ebenfalls an den Geschäftsverbindungen beteiligt ist der aus Gera kommende Neonazi Robert Ullrich, welcher ebenfalls immer wieder bei „Darker Than Black Records“ in Wandersleben mitarbeitete und „Nebelklang“ von Ronald Möbus übernahm und Möbus mehrmals bei Renovierungsarbeiten in Wandersleben aushalf. Über „Nebelklang“ erfolgten auch mehrere Neuauflagen der Erfurter NSBM-Bands „Barad Dür“ und „Holocaust“, wobei die Freigabe dafür wohl über Martin Göring und Thomas Engelhardt alias „Engel“ erfolgt sein dürfte. Letzterer war in beiden Bands aktiv und gilt bis heute als einer der wenigen noch aktiven Bandmitgliedern aus beiden Bands.

Robert Ullrich und Hendrik Möbus in Wandersleben am Lager von D.T.B.

Hendrik Möbus, „Darker Than Black“ und ukrainische Faschisten

Spätestens seit dem Auftritt mit „Absurd“ beim ukrainischen „Asgardserei“ Festival in Kiew im Dezember 2017 war die enge Verbindung vom Thüringer Neonazi in die Ukraine bekannt. Das NSBM-Festival, was eines der größten weltweit ist, wird dabei aus dem Umfeld des Regiment „Asow“ organisiert.

“Absurd” beim “Asgadserei”-Festival im Dezember 2017: Yves Müller aus Erfurt (links an der Gitarre), Martin Göring (am Schlagzeug), Sänger Hendrik Möbus (Mitte mit Brille), Sebastian Rast (2.v.r. an der Gitarre)

Eng damit verbunden ist die russisch-ukrainische Black-Metal Band „М8Л8ТХ“, deren Sänger Alexey Levkin die „Misanthrophic Divison“ als Teil von „Asow“ leitet. International versuchten die Neonazis aus der Ukraine bereits Kämpfer für ihre Reihen in der internationalen NS-Black-Metal Szene für sich zu gewinnen. Das AIB berichtete bereits ausführlich über diese Verbindungen. In Deutschland tauchte ebenfalls immer wieder Olena Semenyaka aus der Ukraine auf um beispielsweise in Kirchheim bei Erfurt 2019 bei einer Konzert- und Kampfsportveranstaltung der Partei „Der III.Weg“ für Mitglieder in dem „Asow“-Regiment in der Ukraine zu werben. Ebenfalls aus dieser Zeit veröffentlichte das AIB ein gemeinsames Bild von Olena Semenyaka, Alexey Levkin und Hendrik Möbus aus den sozialen Netzwerken. Mehrmals tauchten hier Neonazis aus Deutschland in Kiew rund um das Neonazi-Festival von Levkin auf, darunter auch der aktuell in Untersuchungshaft sitzende Neonazi Leon Ringl aus Eisenach.

Screenshot von Leon Ringls alten Instagram-Profil zu seinem Besuch in Kiew 2017

Olena Semenyaka, Hendrik Möbius und Jerome Döring bei der Naziveranstaltung “Jugend im Sturm” der Neonazi-Partei “Der III. Weg” am 7. Juli 2018 in Kirchheim bei Erfurt. (Foto: Pixelarchiv)

2018 nahm Möbus ebenfalls an der „Pact of Steel“-Konferenz in Kiew im Vorfeld des „Asgadserei“ Festivals teil und stand auf einem Podium zusammen mit Olena Semenyaka sowie dem schwedischen Neonazi Fróði Midjord. Bei der Konferenz ging es den Veranstaltenden um die Vereinigung der selbsternannten „paneuropean Reconquista Movement“. Militanter Kampf, Rassismus und Vernetzung europäischer Neonaziakteure standen im Vordergrund.

Hendrik Möbus und Olena Semenyaka bei der „Pact of Steel“-Konferenz in Kiew im Dezember 2018. (Screenshot YouTube)

Nach 2018 war es für deutsche Neonazis aufgrund von Druck der Behörden nicht mehr einfach möglich nach Kiew zu solchen Events zu reisen. Dennoch dürfte die Unterstützung für die ukrainischen militanten Neonazis rund um Levkin auch von deutscher Seite nicht abreisen. Auch nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde die Unterstützung ausgeweitet. Möbus selbst hat über „Darker Than Black“ bereits bekannt gegeben, dass die Gewinne aus den Plattenverkäufen ukrainischer Bands, welche über sein Label vertrieben werden, an diese direkt gegeben werden und spenden für die ukrainische Verteidigung gesammelt werden. Bei sämtlichen Bands aus dem „Darker than Black Records“-Kreis aus der Ukraine handelt es sich um Neonazis aus dem militanten Spektrum mit direkten Kontakten zum „Asow“-Regiment bzw. der „Misanthrophic Division“. Es ist also davon auszugehen, dass das Geld über die Einnahmen von „Darker Than Black Records“ sowie die aufgerufene Spendensammlung direkt an organisierte und bewaffnete Neonazis geht. U.a. wurden in der Vergangenheit auch mehrere Alben von „М8Л8ТХ“ über das Label vertrieben.

Am heutigen Veröffentlichungsdatum jährt sich der Mord an Sandro Beyer zum 29. Mal. Hendrik Möbus, Sebastian Schauseil und Andreas K. ermordeten den 15-jährigen Sandro Beyer am 29. April 1993 in Sondershausen.
Bis heute profitiert Hendrik Möbus und sein Label von dem Image, welches er und „Absurd“ sich aufgrund der menschenverachtenden Tat in der Szene aufgebaut haben. Ein Grund mehr seine Strukturen in den Fokus zu nehmen und zu zeigen das es kein ruhiges Hinterland für Hendrik Möbus und Co. gibt und nichts vergessen ist!

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