Gesichter des Rechtsterrorismus – Militanter Neonazi studiert an der Fachhochschule Erfurt

Mit Beginn des Wintersemester 2022/23 begann der aus Eisenach stammende und mittlerweile in Erfurt wohnhafte Neonazi Kevin Noeske sein duales Studium des Bauingeneurwesen an der Fachhochschule Erfurt. Sein Arbeitgeber für das duale Studium ist die „STRABAG AG Direktion Sachsen/Thüringen“. Kevin Noeske ist Mitglied der Neonazi-Hooligangruppe „Jungsturm Erfurt“ sowie der Eisenacher Kampfsportgruppe „Knockout51“ und bewegt sich in Erfurt im Umfeld des Ablegers der Identitären Bewegung „Kontrakultur Erfurt“.

Kevin Noeske und „Knockout51“

Am 8.April 2022 stürmten mehrere Polizeibeamte eine Wohnung in der Johannesstraße 101 in Erfurt. Anlass waren bundesweite Razzien gegen rechtsterroristische Netzwerke und Gruppierungen. Die Generalbundesanwaltschaft führte seit 2019 ein Verfahren gegen die Eisenacher Neonazikampfsportgruppe „Knockout51“. In und um Eisenach klickten an diesem Tag die Handschellen. Die Kameraden von Kevin Noeske aus seiner alten Stadt wurden verhaftet. Leon Ringl, Bastian Adams, Maximilian Andreas und Eric Krempler befinden sich seitdem in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess. Die Wohnung von Kevin Noeske und seiner Freundin Annica Bienert wurden über mehrere Stunden unter Beteiligung des BKA durchsucht.Vorgeworfen wird der Gruppe die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“. Zu den beiden Führungspersonen der Gruppe zählten Leon Ringl und Kevin Noeske. Beide waren bereits in den Vorgängerstrukturen von „Knockout51“ aktiv und beteiligten sich an diversen Projekten der Neonaziszene. Insbesondere Noeske war in den Jahren 2017 bis 2019 an mehreren Gewalttaten in Eisenach beteiligt und wurde Anfang 2019 wegen diverser Angriffe und Sachbeschädigungen zu einer mehrjährigen Haftstrafe, ausgesetzt auf Bewährung, verurteilt. Im Jahr 2020 trat Noeske beim Neonazi-Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“ an, an welchen er in den Jahren zuvor selbst immer wieder als Besucher teilnahm.

v.l.n.r. Maximilian Andreas, Bastian Adam, Nils Ackermann, André Fuhr und Kevin Noeske (verpixelt) als Kämpfer für “Knockout51” beim Kampf der Nibelungen 2020 in den Räumen von Barbaria Schmölln (Bildrechte: Exif)

Teile der Razzien richteten sich gegen Leon Ringl und seine Rolle in Bezug auf die rechtsterroristische „Atomwaffen Division“ sowie auf „Combat18“, den selbsternannten bewaffneten Arm von „Blood&Honour“.

Razzia 8. April 2022 in der Wohnung von Kevin Noeske und Annica Bienert in der Johannesstraße 101 in Erfurt.

Mitglied bei „Jungsturm Erfurt“

Doch das Verfahren gegen „Knockout51“ ist nicht das erste Strukturermittlungsverfahren, bei dem Kevin Noeske eine Rolle spielt. Bereits 2020 taucht dieser in den Ermittlungsakten gegen die Neonazi-Hooligans von Rot-Weiß Erfurt auf. Denn Noeske soll Mitglied der Gruppe gewesen sein, an Trainings teilgenommen haben und gehörte zum engeren Kreis. Dabei entscheidend waren auch die Kontakte über die Neonaziszene in Saalfeld-Rudolstadt. Hier hielt Noeske Kontakte zum mehrfach vorbestraften Neonazi Felix Reck. Gemeinsam mit anderen Neonazis reiste Noeske immer wieder zu Prozessterminen von Felix Reck an. Im Stadion tauchte er immer wieder mit den anderen Hooligans von „Jungsturm“ auf, wie auch seine Kameraden von „Knockout51“. Kevin Noeske ist hier als ein Bindeglied zwischen den beiden Gruppierungen zu sehen.

Vor der NPD-Zentrale in Eisenach im März 2019: v.l.n.r. am Gitter: Patrick Wieschke (NPD Eisenach), 3.v.l. Sebastian Hoffmann („Neue Stärke“ Rudolstadt), mit rotem Cap David Heinlein (Turonen), mit Fischerhut Kevin Noeske (Knockout51 und Jungsturm), daneben am Gitter Felix Reck (Jungsturm) und Eric Holzhey (Jungsturm)

Politisch zurückgezogen? Wohl kaum

Seit seinem Wegzug aus Eisenach ist es zwar ruhiger um Kevin Noeske geworden, jedoch gilt er weiterhin als Teil von „Knockout51“. Des Weiteren tauchte er im Umfeld von „Kontrakultur Erfurt“ auf, einem Projekt der „Identitären Begwegung“, welche hauptsächlich auf Instagram aktiv ist. Für die Gruppe malte Kevin Noeske mehrere Graffiti, welche die Gruppe für ihre Außendarstellung in sozialen Netzwerken nutzte. Die Verbindung zur Gruppe bestehen dabei hauptsächlich über den Erfurter Neonazi und Mitglied bei „Kontrakultur Erfurt“, Robert Brandt. Dieser war vor einiger Zeit noch selbst Teil des „Kollektiv56“ aus Erfurt. Eine Neonazigruppe, welche gute Kontakte nach Eisenach und speziell zu Kevin Noeske hielt. Mittlerweile ist Robert Brandt im Projekt von „kontrakultur Erfurt“ aufgegangen. Auch er muss sich im Frühjahr 2023 wieder einmal vor Gericht verantwortet. Brandt ist Angeklagter im Prozess um den brutalen Überfall auf junge Erwachsene vor der Erfurter Staatskanzlei 2020.

Robert Brandt (links) am Transparent von “Kontrakultur Erfurt” am 12. November 2022 in Erfurt. (Bild: Piet Lustiger)

Selbstinszenierung von “Kontrakultur Erfurt” auf Instagram, dahinter Graffiti “White Boy Summer” aus der Feder von Kevin Noeske (2.v.r.).

Gesichter des Rechtsterrorismus

Während die Fachhochschule Erfurt eine Ringvorlesung „Gesichter der Antidemokratie“ organisiert und sich lieber damit schmückt, im Sinne der Extremismustheorie alle über einen Kamm zu scheren, studiert ein vorbestrafter Neonazi mit besten Kontakten in das Neonazi-Hooliganmilieu und rechtsterroristische Netzwerke an der Fachhochschule Erfurt. Damit ist er aber nicht der Einzige. Bereits vor einigen Wochen veröffentlichte das Rechercheportal Jena/SHK, dass der neonazistische Burschi Steen Kothe an der Fachhochschule Erfurt „Forstwirtschaft“ studiert und als Tutor tätig ist. Steen Kothe ist ebenfalls Teil von „Kontrakultur Erfurt“.
Da es sich bei Kevin Noeske um einen gewaltbereiten Neonazi mit Kontakten und seiner Mitgliedschaft in rechtsterroristischen Gruppen handelt und er sich mindestens im Verfahren gegen die Eisenacher Gruppe „Knockout51“ wieder auf der Anklagebank finden wird, ist es an der Zeit, der Fachhochschule, der Studierendenschaft sowie seinem Arbeitgeber auf den Zahn zu fühlen.

2018 beteiligte sich Kevin Noeske (mittig) an den rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz, hier am 07.09.2018. Dahinter anny Bunge (KdN-Pulli) und Dominic Exel (ganz rechts) von der Neonazigruppe “Figthclub 062” aus Eisleben (Bild: Pixelarchiv)

Kein Platz für Neonazis, nirgends! Gesichter des Rechtsterrorismus an der Fachhochschule demaskieren!

Weiter Infos zu Kevin Noeske und „Knockout51“ finden sich bei den ausführlichen Recherchen der AGST:
Knockout 51 (Eisenach): Eine militante Kleingruppe in den Netzwerken von NPD, Jungsturm Erfurt und Kampf der Nibelungen

Leon Ringl alias Antidemokrat — Fan der Terrorgruppe “Atomwaffendivision” – Outing zu seinen Strukturen “Nationaler Aufbau Eisenach” und “Knockout 51”

Vom “Dönerbomber” bis “Knockout 51”: Patrick Wieschke, das Flieder Volkshaus und 25 Jahre militante Rechte in Eisenach

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