NS-Black-Metal in Erfurt und Umgebung – Teil 3: Die Erfurter Band „Schattenfang“

Während die älteren Neonazis von „Barad Dûr“ seit den 90er Jahren in Erfurt und Umgebung aktiv sind, gibt es eine neue Generation an NSBM-Bands. Darunter zählt beispielsweise die Erfurter Band „Schattenfang“. Die Band entwickelte sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einer NSBM-Band, welche mittlerweile eindeutig der Szene zugerechnet werden muss.

Die frühen Jahre

Im Jahr 2010 gründete sich die Erfurter Band „Schattenfang“. Aus ihrer ursprünglichen Besetzung ist lediglich der Schlagzeuger Felix Hermann heute noch in der Band aktiv. Seit der Gründung gab es diverse Wechsel in der Besetzung der Band. Gerade am Anfang waren die Erfurter eine reine Black-Metal Band, welche sich selbst im musikalischen Bereich des „Raw/Depressiv Black-Metal“ verortete. Eine der ersten größeren Konzerte fand jedoch schon mit Szenegrößen des NSBM statt. Am 26. Oktober 2012 teilte sich die Band eine Bühne im Erfurter Club „From Hell“ mit der NSBM-Band „Waffenträger Luzifers“ aus Neustadt an der Orla.

Flyer zum NSBM-Konzert 2012 im Erfurter ‘From Hell’ zusammen mit “Waffenträger Luzifers”.

Weitere Auftritte erfolgten mit eher „unpolitischen“ Bands und Festivals. Wobei die Band auch schon hier ihre Nähe zum NSBM zeigte. So spielte „Schattenfang“ am 1. September 2012 beim „Torn your Ties“-Festival, welches einige Jahre später offen in der Kritik stand Neonazi-Bands wie beispielsweise „Permafrost“ einzuladen und Recherchen bereits aufzeigten, dass der Veranstalter enge Kontakte und offene Sympathien für Neonazis und ihre Bands an den Tag legte. Es folgen weitere Auftritte u.a. mit „Make a change… kill yourself“ am 25. Oktober 2013 im Erfurter „From Hell“. Allerdings folgten ebenso Auftritte u.a. mit der Band „Nebelkrähe“, welche sich klar von NSBM distanziert haben.
Zwischen 2014 und 2017 spielte die Band nach eigenen Angaben keine Konzerte. Eine Rückkehr erfolgte für die Band im Jahr 2017 auf dem „Rock for roots“ Festival, welches ebenfalls für seine rechtsoffene Bandpolitik in der Vergangenheit kritisiert worden ist.

Veröffentlichungen ab 2020 bei „Northern Fog Records“

Ein Jahr nach Bandgründung erfolgte die Veröffentlichung der Demo „Vom Abgrund“, welche selbst vertrieben worden ist. Ein Jahr später kam das erste Album der Band „Abgründe“ über das amerikanische Label „Hammerkrieg Productions“, in gleicher Besetzung von der heute nur noch der Schlagzeuger „Invidia“, Felix Hermann, an dem Projekt beteiligt ist. Erst 2016 erfolgte eine weitere Veröffentlichung mit der Black—Metal Band „Mortigor“ über „SLL Records“. Zwei Jahre später kam ein weiteres Album, „Ex Cineribus: Was blieb, als du gegangen bist“, mit neuer Besetzung, zum Teil mit der Erfurter Black-Metal Band „Eisenkrah“. Aus dieser Band kam der bei „Schattenfang“ aktive Gitarrist „Nebel“ zur Band hinzu.
Im Jahr 2020 hatte die Band eine weitere Neubesetzung in der sie zum Teil bis heute weiterbesteht und veröffentlichte ein Split-Album mit „Runenwacht“ und „BlutEck“.

Split-CD von “Schattenfang”, “Runenwacht” und “BlutEck”, erschienen auf dem NSBM-Label “Northern Fog Records”

Zu der damaligen Besetzung gehörten Felix Hermann „Invidia“ am Schlagzeug, Fabian „Nebel“ an der Gitarre.

Felix Hermann alias “Invidia”, Schlagzeuger von “Schattenfang”.

Wobei die Aufnahmen zum Album der „Schattenfang“-Lieder bereits 2016/2017 durchgeführt worden sind. Bei dieser Veröffentlichung fand sich „Schattenfang“ endgültig im NSBM-Sumpf wieder. Die Platte wurde beim Label „Northern Fog Records“ veröffentlicht. Bei „Northern Fog Records“ handelt es sich um das Label von Janko „Varar von Wallheim“ Weber, welcher unter dem Labelnamen ebenfalls ab 2020 seinen Shop „Sturmglanz Black Metal Manufaktur“ zusammenführte. Weber selbst ist, neben seinen diversen zum Teil international besuchten NSBM-Konzerten, eng mit dem Sänger der NSBM-Bands „Stahlfront“ und „Permafrost“, Benjamin „Porcus“ Schneider aus Zeitz vernetzt. Dieser war u.a. auf dem Titel von Webers Fanzine „Der Pestbote“. Nebenher hält Janko Weber enge Kontakte zu internationalen NSBM-Bands wie den Griechen von „Archerontas“ und supportet das „Eternal Hate Fest“ in Tschechien, welches seit Jahren fester Bestandteil der internationalen NSBM-Szene ist. Eine Liste der Kooperationspartner von Janko Webers „Sturmglanz“-Vertrieb zeigte auch enge Verbindungen in die deutsche NSBM-Szene. Beispielsweise kooperierte Weber mit „W.TC.“ („World Terror Commitee“) von Sven Zimper oder dem „Merchant of Hate“ Vertrieb von Hendrik Möbus. Janko Weber baute über die Jahre hinweg immer mehr die Szenestrukturen aus, gründete Label und Onlineshop mit „Northern Fog Records“ und „Sturmglanz“, brachte das Fanzine „Der Pestbote“ auf dem Markt sowie die dazugehörige Herausgeberfirma „Burgenland Verlagshaus“. Ebenfalls baute Weber die Kleidungsmarke „Thuringia Wear“ auf und erwarb, als gelernter Hotelkaufmann, die Leitung des Hotels Rennsteig im südthüringischen Masserberg. Im Foyer verkauft Weber u.a. seine eigene Kleidungsmarke. Das Hotel gehört außerdem zur Bachmann-Gruppe, welche u.a. ein Hotel in Erfurt betreibt und dieses immer wieder der AfD für ihre Tagungen zur Verfügung stellte.

Neonaziunternehmer Janko Weber als sein eigenes Model für “Thuringian Wear”. (Bild: Screenshot Facebook)

Neben der eindeutigen Verbindung über das Label lassen sich auch über die weiterhin beteiligten Bands an dem Album direkte Bezüge in die NSBM-Szene nachweisen. „Runenwacht“ aus Esslingen in Baden-Württemberg sind seit mehreren Jahren bei „Northern Fog Records“ von Janko Weber unter Vertrag und spielten auf diversen einschlägigen NSBM-Festivals wie beispielsweise dem “Neuschwabenland Konzerte”. Am 12. März 2016 fand im Esslinger Metalkeller „Eisbär“ ein Konzert mit dem Motto „Day of Black Metal” mit den Bands „Streams of Blood“, „Wintarnaht“, „Dark Endless“ und „Runenwacht“ statt. Nach einem Konzertbericht wurden auch die Songs „Dunkelheit“ und „Jesus Tod“ der norwegischen NSBM-Band Burzum gespielt. Es kamen 120-130 Konzertgäste, darunter auch Mitglieder der rechten „Black Metal Legion“.

Das Black-Metal Festival „Wolfszeit“ positionierte sich in einem Statement gegen Neonazis auf ihrem Festival und verbot u.a. das Tragen von Merch rechter Bands, darunter u.a. „Runenwacht“.

Album der NSBM-Band “Runenwacht”, vertrieben über “Northern Fog Records” von Janko Weber.

Neonazi an der Gitarre – Daniel Richter alias „Loddfafnir“

Unter dem Pseudonym „Loddfafnir“ spielt seit 2019 der Erfurter Daniel Richter Gitarre bei „Schattenfang“.

Neonazi Daniel Richter alias “Lddfafnir” beim “Schattenfang”-Konzert am 27.November 2021 im Erfurter “From Hell” Erfurt.

Seine bisherigen musikalischen Projekte waren u.a. bei der Deathcore Band „Vintera“. Allerdings spielt Daniel Richter ebenfalls Gitarre bei der Death-Metal Band „Leave all behind“, wobei es sich um reine Neonaziband handelt, welche beim NS-Hardcore Label „OPOS Records“ aus Sachsen unter Vertrag ist.

Die aus Erfurt und dem Ilm-Kreis zusammengesetzte Band “Leave all behind” veröffentlichte 2016 eine Demo-CD bei OPOS-Records aus Sachsen.

„Leave all behind“ haben sich 2015 gegründet und bestehen aus Neonazis aus dem Raum Erfurt und Ilmenau. Seit mindestens Ende 2016 ist Daniel Richter an der Gitarre bei der Band eingestiegen. Auf ihrer Facebookseite lassen „Leave all behind“ keine Zweifel an ihrer politischen Ausrichtung, teilen regelmäßig antisemitische Propaganda und Solidaritätserklärungen für die Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck. Nach seinem Einstieg 2019 bei „Schattenfang“, war Richter also bereits längere Zeit aktiv in einer offenen Neonaziband als Gitarrist aktiv.

Daniel Richter auskunftsfreudig auf Facebook.

Neonazikonzert als Geburtstagsparty im Dezember 2016 u.a. mit “Leave all behind” und “Schattenfang” Gitarristen Christian Richter, im Ilm-Kreis zusammen mit der Neonaziband “Napola” aus dem Landkreis Gotha.

Werbung für die NSBM-Band “Todesmarsch” aus dem Umfeld der Gothaer Neonaziszene.

„Schattenfang“ – unpolitscher Black-Metal oder NS-Black-Metal?

Die Band hatte von Anfang an kaum Berührungsängste mit eindeutigen NSBM-Bands auf der Bühne aufzutreten. Das zeigte sich bereits 2012 beim gemeinsamen Konzert mit „Waffenträger Luzifers“, um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Dennoch lassen sich über einige Jahre hinweg wenig weitere Verbindungen ziehen, auch die Veröffentlichungen bis 2018 fanden sich auf keinen einschlägigen Labels. Ebenfalls wandelte sich die Band durch ihre Besetzung immer wieder, lediglich Felix Hermann ist in der aktuellen Besetzung von Anfang an vertreten. Ab 2020, mit der geimsamen Split mit der eindeutig im NSBM verorteten „Runenwacht“ aus Baden-Würtemberg, lassen sich weitere Zusammenhänge aufmachen. Auch das Daniel Richter, welcher bei einer NS-Hardcore Band „Leave all behind“ aktiv ist, seit 2019 in der Band aktiv ist, zeigt den klaren Bezug zur Neonaziszene. Vor allem da sich dazu noch private Kontakte unterschiedlichster Form finden. Felix Hermann ist dabei u.a. in sozialen Netzwerken mit Patrick Weber, dem Landesvorsitzenden der Thüringer NPD befreundet. Weber selbst ist seit einigen Jahren im Bereich des NSBM tätig und betreibt hier beispielsweise das Label „Schwarzburgproduktion“ aus Sondershausen und spielt selbst in der NSBM-Ein-Mann-Band „Wolfssang“.

Patrick Weber bringt den Black-Metal in den NPD-Landesvorstand.

Seit 2020 befinden sich „Schattenfang“ ebenfalls auf dem eindeutig im NSBM verorteten Label „Northern Fog Records“ von Janko Weber, welcher seit vielen Jahren eng mit dem Netz an NSBM-Bands und Strukturen verbunden ist. Auch ihr Gitarrist Fabian alias „Nebel“ zeigt in sozialen Netzwerken gerne seine Sammlung an Platten und Shirts von NSBM-Bands wie „Goatmoon“.
Wenn sich auch die Band zu eindeutigen NSBM-Bands wie beispielsweise „Barad Dûr“ oder „Absurd“ deutlich unterscheiden, so ist die Nähe zu einer neuen Generation im Black-Metal, welche keinerlei Berührungsängste mit eindeutigen Neonazis in ihren Reihen hat, bzw. gezielt ihre Nähe sucht, eindeutig. Die Band mag, im Vergleich zu den bisher hier thematisierten NSBM-Bands keine eindeutig politischen Texte vertreten aber sehr wohl klare personelle Bezüge haben. Ebenfalls befinden sie sich auf einem Label, welches sich eindeutig Teil von Neonazistrukturen ist.

Im Proberaum, am Schlagzeug Felix Hermann alias “Invidia” und Thomas Hayo alias “Illuvataris”.

“Schattenfang” in der Besetzung von 2020: v.l.n.r. Christian Richter, Fabian “Nebel”, Felix Hermann, Thomas Hayo

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